Steiner: Heilmittelmissbrauch | Start > Home | Hermetik | Politik |
Rudolf Steiner
Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha
(GA 175 - Dornach 1982)
S. 176: .....der Katholizität von Marx und Engels. Das ist vor allen Dingen wichtig, daß man in diesen Bestrebungen des neunzehnten Jahrhunderts die echte, wahre Fortsetzung desjenigen sieht, was mit Bezug auf die Abschaffung des Geistes geschehen ist.
Ein weiterer Impuls zur Abschaffung der Seele liegt ja in der Entwickelung der modernen naturwissenschaftlichen Weltanschauung. Die naturwissenschaftliche Weltanschauung - ich meine jetzt nicht die Naturwissenschaft, sondern die naturwissenschaftliche Weltanschauung, welche vor allen Dingen nur das Körperliche als real gelten lassen will, und alles Seelische nur wie eine Erscheinung, auch wie so einen Oberbau des Körperlichen gelten lassen will -, sie ist die direkte Fortsetzung jener Entwickelung, die wir eben in den wichtigen Momenten erfaßt haben beim achten ökumenischen Konzil. Nur wird vielleicht ein großer Teil der Menschheit an die Sache nicht glauben, bis, von gewissen Zentren der Erdenentwickelung herkommend, die Abschaffung der Seele Gesetzeskraft erlangen wird; mehr oder weniger Gesetzeskraft erlangen wird. Denn es wird gar nicht lange dauern, so werden in mancherlei Staaten Gesetze entstehen, welche darauf hinauslaufen werden, jeden, der im Ernste von einer Seele spricht, als nicht vollsinnig zu erklären, und für einen ganz vollsinnigen Menschen nur denjenigen zu erklären, welcher die «Wahrheit» einsieht, daß Denken, Fühlen und Wollen aus gewissen Vorgängen des Leibes entstehen auf ganz notwendige Weise. Begonnen hat ja nach dieser Richtung Verschiedenes, aber solange das, was da begonnen hat, nur theoretische Anschauung ist, so lange hat es nicht seine große, tief einschneidende Wirkung und Bedeutung. Es erlangt diese tief einschneidende Wirkung und Bedeutung, wenn es in die soziale Ordnung, in das soziale Leben der Menschen übergeht. Und da wird kaum die erste Hälfte dieses Jahrhunderts zu Ende gehen, ohne daß auf diesen Gebieten dasjenige geschieht, was für den Einsichtigen ein Furchtbares ist: eben ein solches Perhorreszieren der Seele, wie dazumal im neunten Jahrhundert der Geist perhorresziert worden ist.
-176-
S. 240/241: .....wir leben im fünften nachatlantischen Zeitraum, und zwar erst im Anfang, es wird ein sechster, ein siebenter kommen -, da würden gewisse Dinge, wenn das Mysterium von Golgatha nicht eine vertiefte Auffassung erführe, ganz sonderbare Formen annehmen. Heute nun, wenn einer von einer neuen wissenschaftlichen Anschauung über den Sündenfall so redet, wie es hier geschehen ist, so reden würde außerhalb eines vorbereiteten Kreises, außerhalb eines Kreises, der sich durch Jahre angeeignet hat Vorstellungen, die ihm beweisen, daß die Sachen ganz wissenschaftlich bewiesen werden können, so würde er im Beginne dieses unseres fünften nachatlantischen Zeitraumes eben bloß für einen Narren gehalten werden, selbstverständlich; er würde ausgelacht werden, verhöhnt werden. Man würde ihm ganz sicher, wenn man nur merken würde, daß er solche Anschauungen hat, draußen in der materialistischen Welt kein sonderliches Vertrauen entgegenbringen, in der Welt, die außerhalb des Christentums steht. Aber im sechsten nachatlantischen Zeitraum würde es noch ganz anders werden, und es wird auch anders werden bei einem Teil der Menschheit; es wird harte Kämpfe geben, um den Christus-Impuls durchzuführen.
Heute denkt man, mit der Zuchtrute des Hohnes, mit der Zuchtrute der Verspottung oder, wie man es oftmals nennt, der Zuchtrute der Kritik, zu begegnen demjenigen, der versucht, aus den geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen die Wahrheit zu sagen. Im sechsten Zeitraum wird man anfangen, diese Leute zu heilen - zu heilen! Das heißt, man wird bis dahin Arzneien erfunden haben, die man denen zwangsgemäß beibringen wird, welche davon reden, daß es eine Norm des Guten und des Bösen gibt, daß Gut und Böse etwas anderes ist als Menschensatzung. Es wird eine Zeit kommen, da wird man sagen: Wie redet ihr von Gut und Böse? Gut und Böse, das macht der Staat. Was in den Gesetzen steht, daß es gut ist, das ist gut; was in den Gesetzen steht, daß es unterlassen werden soll, das ist böse. Wenn ihr davon redet, daß es ein moralisches Gut und Böse gibt, so seid ihr krank! - Und man gibt ihnen Arzneien, und man wird die Leute kurieren. Das ist die Tendenz. Das ist keine Übertreibung, das ist nur das Fenster, durch das ich Sie blicken lassen möchte. Dahin geht der Lauf der Zeit. Und was im siebenten nachatlantischen Zeitraum folgen würde - durch dieses Fenster will ich Sie vorläufig nicht blicken lassen. Aber wahr ist es.
-241-