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Dieter Rüggeberg

Theosophie und Anthroposophie im Licht der Hermetik


Akasha und die vier Elemente


In seinem Einweihungsbuch « Der Weg zum wahren Adepten» hat Franz Bardon den Elementen ein eigenes Kapitel gewidmet und deutlich auf die überragende Stellung dieser Kräfte im Kosmos hingewiesen (S.17-19):

            „Alles, was erschaffen wurde, sowohl der Makrokosmos als auch der Mikrokosmos, also die große und die kleine Welt, ist durch die Wirkung der Elemente zustande gekommen. – In den ältesten orientalischen Schriften werden die Elemente als Tattwas bezeichnet. Die Reihenfolge der Tattwas ist gemäß der indischen folgende:


Akasha

Äther

Tejas

Feuer

Waju

Luft

Apas

Wasser

Prithivi

Erde


Laut indischer Lehre heißt es, daß die vier gröberen Tattwas aus dem ersten Tattwa, dem Akashaprinzip, entstanden sind. Akasha ist daher das Ursachenprinzip, es ist als die erste Kraft, die sogenannte Quintessenz, anzunehmen.“

            Die hervorragende Stellung des Akasha wird von ihm mehrfach deutlich gemacht (S.23): „Schon bei der Beschreibung der Elemente habe ich einige Male erwähnt, daß dieselben aus dem Ätherprinzip entstanden sind. Infolgedessen ist das Ätherprinzip das Höchste, Mächtigste, Unvorstellbare, das Ursein, der Urgrund aller Dinge und alles Erschaffenen; es ist, mit einem Wort gesagt, die Ursachensphäre. Die Religionen bezeichnen es mit Gott.“

            Da die Elemente in diesen Betrachtungen eine Hauptrolle spielen, möchte ich einige Universaleigenschaften in einer Tabelle zusammenfassen:


Tetragrammaton

Element

 

Eigenschaften

Jod

Feuer

elektrisches Fluid

warm, trocken, expansiv

He

Luft

neutrales Fluid

warm, feucht

Vau

Wasser

magnetisches Fluid

kalt, feucht

He

Erde

elektromagnetisches Fluid

kalt, trocken

In geistiger Hinsicht ist das Wirken der vier Elemente identisch mit dem Jod-He-Vau-He oder Tetragrammaton der Kabbalisten. Dazu heißt es in «Der Schlüssel zur wahren Kabbalah» auf Seite 35:

            „Gott hat das ganze Universum und damit seine Wesenheit in bezug auf die Schöpfung, mit seiner Gesetzmäßigkeit, mit dem vierpoligen Magneten, also mit vier Buchstaben zum Ausdruck gebracht. Die hebräische Kabbalah wählte für diese vier Buchstaben die Benennung Jod-He-Vau-He, welche niemals laut ausgesprochen werden durfte und vielfach mit dem Namen Tetragrammaton oder Adonai umschrieben wurde. Deshalb ist auch der Geist eines jeden Menschen, der das vollkommene Bild Gottes in der Schöpfung darstellt, vierpolig und hat – wie schon wiederholt gesagt – vier dem Namen Gottes entsprechende Grundprinzipien. Das erste aktive dem Feuerelement unterstellte Prinzip ist der Wille (Jod), das zweite dem Luftelement unterstellte Prinzip ist der Intellekt (He), das dritte dem Wasserelement unterstellte Prinzip ist das Gefühl (Vau) und alle drei Grundprinzipien des Geistes, also alle drei Elemente zusammen, bilden das vierte aktive Prinzip, welches sich im Bewußtsein äußert und dem Erdelement analog ist. In der kabbalistischen Terminierung wird das vierte Prinzip durch das zweite He ausgedrückt.“

            Die Grundeigenschaften des Akasha in der Offenbarung durch das Tetragrammaton sollen in der folgenden Tabelle verdeutlicht werden:

Tetragrammaton:

Element:

Eigenschaften:

Jod

Feuer

Allmacht, Wille

He

Luft

Allwissenheit, Weisheit

Vau

Wasser

Liebe, ewiges Leben

He

Erde

Allgegenwärtigkeit,

 makrokosmisches Bewußtsein

            Nun möchte ich mich dem zuwenden, was Frau H. P. Blavatsky in ihren Grundlagenwerken zu den Elementen sagte. Dabei muß ich mich auf das Wichtigste beschränken und auch ihre oft unrichtigen Kommentare unberücksichtigt lassen. Zum Akasha heißt es in Isis I, S. XXXIV:

            „Buchstäblich bedeutet das Wort im Sanskrit Himmel; im mystischen Sinne aber bezeichnet es den unsichtbaren Himmel; oder, wie es die Brahmanen im Soma-Opfer ausdrücken, der Gott Akasha, oder der Gott Himmel. Die Sprache der Veden zeigt, daß die Hindus fünfzig Jahrhunderte früher ihm dieselben Eigenschaften zuschrieben wie die tibetanischen Lamas heute; daß sie ihn als die Quelle des Lebens betrachteten, das Reservoir aller Energie und den Antreiber jedes Stoffwechsels. In seinem latenten Zustande entspricht er genau unserer Idee vom universalen Ether (Äther, d.V.); in seinem tätigen wurde er Akasha, der alles lenkende und allmächtige Gott.“

            In Geh. IB, S. 367 schreibt sie: „Nach der indischen Lehre durchdringt die Gottheit in der Gestalt des Äther oder Akasha alle Dinge. Daher wurde sie von den Theurgisten das Lebendige Feuer, der Geist des Lichtes, und manchmal Magnes genannt.“

            Diese beiden Zitate beweisen deutlich die überragende Bedeutung, die dem Akasha in den Lehren der Blavatsky beigemessen wurde. Wie bei Bardon wird es als höchstes makrokosmisches Prinzip bezeichnet und somit der Gottheit des Universums gleichgestellt. Die vier aus dem Akasha hervorgegangenen Elemente werden von Blavatsky oft erwähnt, und vielfach stimmen ihre Angaben exakt mit den Lehren der Hermetik von Bardon überein. Sie schreibt u. a. in Geh. IA, S. 124:

            „Zunächst sehen wir die kosmische Materie sich ausbreiten und sich zu Elementen gestalten, welche gruppiert sind zur mystischen Vier innerhalb des fünften Elements – des Ethers (Äthers, d.V.), der Verkleidung von Akasha, der Anima Mundi oder Mutter des Kosmos.“

            Es findet sich in ihrer «Geheimlehre» sogar ein eigenes Kapitel über die vier Elemente, welches sich jedoch hauptsächlich mit der geschichtlichen Bedeutung befaßt und weniger die universalen Aspekte berücksichtigt. Die universalen Aspekte treten aber dort zutage, wo sie die Urzeugung und Entwicklung unserer Erde beschreibt. Wir können dort lernen, daß unsere gegenwärtige Erde die vierte Verkörperung von drei vorhergehenden ist. Diese Verkörperungen werden von ihr Runden bzw. Globen genannt, und dargestellt als die chronologischen physischen Manifestationen der Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde. Sie schreibt in Geh. IA, S. 269–280:

            „Diese vier (Elemente) sind die vier Leben der ersten vier Perioden (Runden) des Manvantara. ... Die Aufeinanderfolge von primären Aspekten der Natur, mit welchen die Aufeinanderfolge der Runden zu tun hat, betrifft, wie bereits angezeigt, die Entwicklung der Elemente – im okkulten Sinne – Feuer, Luft, Wasser, Erde. .....

            So hatte in der ersten Runde der Globus, welcher von den ursprünglichen Feuerleben erbaut, d. h. zu einer Kugel geformt wurde, keine Festigkeit, keine Eigenschaften, ausgenommen eine kalte Helligkeit, keine Form, keine Farbe; erst gegen das Ende der ersten Runde entwickelte er ein Element, welches aus einer sozusagen unorganischen oder einfachen Wesenheit jetzt in unserer Runde zu dem uns im ganzen Systeme bekannten Feuer geworden ist.“

            Das obige Zitat zeigt, wie leider so oft in ihrem Werk, daß Blavatsky die Widersprüche in ihren eigenen Sätzen nicht erkannte. Eine Kugel ist eben bereits eine Form, während Helligkeit oder Licht immer mit einer Farbe verbunden ist.

            „Die zweite Runde (des Globus) bringt das zweite Element zur Offenbarung, die Luft. ... Die dritte Runde (des Globus) entwickelte das dritte Prinzip – Wasser; während die vierte die gasförmigen Flüssigkeiten und die plastische Form unseres Globus in die harte verkrustete grobmaterielle Kugel verwandelte, auf der wir leben.“

            Aus Geh. IIA, S. 113: „Die folgende Ordnung nach parallelen Linien kann in der Entwicklung der Elemente und der Sinne gefunden werden; oder im kosmischterrestrischen Menschen oder Geist, und im sterblichen physischen Menschen.“ Die obigen Beschreibungen wurden von Blavatsky in einer Tabelle zusammengefaßt, die zwar fehlerhaft ist, aber alle notwendigen Grundlagen enthält:


1. Ether (Äther, d. V.)

Gehör

Ton

2. Luft

Gefühl

Ton und Gefühl

3. Feuer oder Licht

Gesicht, Sehen

Ton, Gefühl und Farbe

4. Wasser

Geschmack

Ton, Gefühl, Farbe u. Geschmack

5. Erde

Geruch

Ton, Gefühl, Farbe,

Geschmack und Geruch


Die Berichtigung aus hermetischer Sicht sieht so aus:

1. Äther ‒ Akasha

Alles in Allem

 

2. Feuer - Licht

Gesicht (Sehen)

Farbe

3. Luft

Gehör

Farbe und Ton

4. Wasser

Gefühl

Farbe, Ton und Gefühl

5. Erde

Geschmack und Geruch

Farbe, Ton, Gefühl, Geschmack und Geruch


Wie bereits oben erwähnt, werden die Elemente in der indischen Terminologie Tattwas genannt. Ein letztes Beispiel soll die Bedeutung unterstreichen, die den Elementen im Werk der Frau Blavatsky beigemessen wird.

            Es heißt in Geh. III, S. 492: „Das Weltall ist aus dem Tattwa gemacht, es wird durch das Tattwa erhalten, und verschwindet in Tattwa, sagt Shiva, wie aus dem Shivagama in den – Feineren Kräften der Natur – zitiert wird.“

            Bei Rudolf Steiner muß der Leser unterscheiden zwischen den für die Öffentlichkeit bestimmten Werken und den Vorträgen vor den Mitgliedern der theosophisch-anthroposophischen Gesellschaft, deren Nachschriften erst 1924 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Im gesamten Werk von Steiner gibt es kein einziges grundlegendes Kapitel über das Akasha und die vier Elemente, sondern nur unvollkommene und unzusammenhängende Hinweise, insbesondere in seinen Vorträgen. Daraus muß ich schließen, daß ihm die Wichtigkeit der fünf Elemente und ihrer Bedeutung im Kosmos nie richtig klar geworden ist. Neben dem Begriff Akasha-Chronik, dem kosmischen Geschichtsbuch, habe ich das Wort Akasha bei ihm nur in einem einzigen der frühen Vorträge gefunden. In Verbindung mit der Erdentwicklung heißt es in GA 93a, V.v.5.10.1905 u. a.:

            „ln dem arupischen Zustand der fünften Runde ist alles enthalten, was der Mensch verarbeitet hat in der mineralischen Runde (der gegenwärtigen Erde, d. V.). Das erscheint wieder zunächst im arupischen Zustande, im reinen Akasha. Man nennt diesen Zustand eben Akasha. Zuerst befindet sich am Anfang jeder neuen Runde alles im Akasha. Später sind nur Abdrücke im Akasha. ... Bei der weiteren Entwicklung aus dem Akasha muß sich das ganze verdichten, es muß eine dichtere Form annehmen. Diese mehr materielle Form nennt man im Okkultismus, zum Beispiel auch an einigen Stellen bei H. P. Blavatsky, den Äther. In dieser Äthererde ist alles nur in Gedanken enthalten. Alle Wesen waren in Gedanken enthalten in dieser Äthererde. Aber dahinter bleibt doch das Akasha als eine Grundlage bestehen.“

            Es war Steiner also offensichtlich bekannt, daß man den Begriff Äther dem Akasha im Okkultismus gleichstellte. Warum er später nie wieder auf diese Ausführungen zurückkam und sogar das von Blavatsky benutzte Wort Äther mit einer neuen Begriffsbestimmung belegte, darüber hat er sich nirgends geäußert. Mit Wissenschaft hat dieses Verhalten jedenfalls nichts zu tun, und mit Achtung vor dem Werk von Frau Blavatsky auch nicht. Wenn Steiner von der höchsten Gottheit redet, dann nur in Form der sogenannten Trinität oder Dreieinigkeit. Keinerlei Aufklärung gibt es darüber, wie sich das von ihm genannte Akasha zur Trinität verhält.

            Über die Trinität finden sich bei Blavatsky viele Hinweise und Erklärungen, von denen ich hier nur dasjenige anführen will, was im Verhältnis zur Hermetik besonders interessant ist:

            „Daher sind Feuer, Wasser und Luft die ursprüngliche Dreieinigkeit (Geh. IIA, S. 113). Die kabbalistische Dreieinigkeit ist eines der Modelle der christlichen (Isis II, S. 222).“

            Zur höchsten Gottheit finden wir einen der Hinweise in GA 110, V.v.14.4.1909: „Jenseits also der Seraphim haben wir zu sehen jene höchste Göttlichkeit, welche sie bei fast allen Völkern finden als die dreifache Göttlichkeit, ausgedrückt als Brahma, Schiwa, Wischnu, als Vater, Wort und Heiliger Geist. Dieser höchsten Göttlichkeit, der obersten Dreieinigkeit, entspringen gleichsam die Pläne zu einem jeden neuen Weltensystem.“

            Einen Hinweis auf den Zusammenhang zwischen der Trinität und dem Tetragrammaton sucht man bei Steiner vergeblich, und auch über die Grundeigenschaften des höchsten Gottes hat er sich nie geäußert. Immerhin gibt es noch einige Ausführungen über die vier Elemente, z. B. in GA 110, V.v. 22.4.1909:

Saturn

Feuer

Sonne

Luft (Gas)

Mond

Wasser

Erde

Erde (fest)


„Alles ist aus den vier Elementen verdichtet.“

            Die vier ersten Inkarnationen der Erde werden von Steiner mit den Begriffen Saturn, Sonne, Mond und Erde bezeichnet. Die Übereinstimmung mit den Aussagen von Blavatsky über die Elemente scheint allerdings mehr auf einem Zufall zu beruhen, denn seine diesbezüglichen Ausführungen in dem Werk ‘Die Geheimwissenschaft im Umriß’ sind kaum geeignet, dem Leser Klarheit über die vier Elemente in Verbindung mit der Weltentwicklung zu vermitteln. Auch die von ihm für die Erdinkarnationen gewählten Namen lassen keinen Zusammenhang mit den Elementen vermuten, obwohl ihm dieser einigermaßen bewußt war, wie sich aus GA 122, V.v. 17.8.1910 ergibt:

            „Wärme oder Feuer, in sich webendes Wärmeelement, noch nichts von Luft, nichts von Wasser, nichts von fester Erde ist zu finden auf dem alten Saturn. ... Und wir wissen, daß dann das Dasein vordringt zum sogenannten Sonnendasein. Da haben wir dann zu der webenden, lebenden Wärme eine Art luft- oder gasförmiges Element hinzukommend. ... Wir haben dann als dritten Zustand in der Entwicklung unseres Erdendaseins den sogenannten Mondenzustand zu betrachten. Bei diesem kommt zur Wärme und zur Luft dasjenige hinzu, was wir den wässerigen elementarischen Zustand nennen können. ... Und erst dann, wenn wir zu der vierten Stufe unserer planetarischen Entwicklung kommen, sehen wir, wie zu den früheren elementarischen Zuständen, zu dem feurigen oder wärmehaften, zu dem luftförmigen, zu dem wässerigen Elemente das in sich feste, das erdhafte Element hinzutritt.“

            Interessante Ausführungen zu den Elementen finden sich auch in GA 114, V.v. 21.9.1909, die aber auch nur teilweise mit denen von Blavatsky und Bardon übereinstimmen:

Steiner:

 

Bardon:

 

Sinn

Lebensäther

Feuer

Wille, Sehen, Gesichtssinn

Denken

Tonäther

Luft

Denken, Ton, Gehörsinn

Gefühl

Lichtäther

Wasser

Gefühl, Leben

Wille

Feueräther

Luft

Wasser

Erde

Erde

Ich, Geschmack, Geruch


            An dem obigen Beispiel zeigt sich einmal mehr der Nachteil, den Steiner dadurch erlitten hat, daß er die bereits vorhandenen Darstellungen von Frau Blavatsky nicht ausreichend in sein Studium einbezogen hat. Ihre Ausführungen sind eben durchaus nicht alle so unwissenschaftlich wie von Steiner manchmal behauptet wurde. Mit Hilfe der Hermetik ist es natürlich leichter bei ihr die Spreu vom Weizen zu trennen.

            Nun möchte ich mich jenem okkulten Grundsatz zuwenden, der besagt, daß alles Physische und Astrale sich aus Geistigem entwickelt und verdichtet hat, wobei ich bereits zum nächsten Kapitel überleiten muß. In GA 9, S. 121 hat Steiner darauf deutlich hingewiesen:

            „ln dieser Welt (dem Geisterland) sind nun zunächst die geistigen Urbilder aller Dinge und Wesen zu sehen, die in der physischen und in der seelischen Welt vorhanden sind. ... In der wirklichen ‘Welt des Geistes’ sind solche Urbilder für alle Dinge vorhanden, und die physischen Dinge und Wesenheiten sind Nachbilder dieser Urbilder.“

            Er bekräftigt dies in GA 13, S. 140: „Es entwickelt sich dieses Stoffliche aus dem Geistigen heraus. Vorher ist nur Geistiges vorhanden. Man nimmt durch diese geistige Beobachtung das Geistige wahr und sieht, wie in weiterem Verfolg sich dieses Geistige zu dem Stofflichen teilweise gleichsam verdichtet. ... Dabei bleibt das Geistige auch während der stofflichen Entwicklungsperiode das eigentlich leitende und führende Prinzip.“

            Aus den vorgenannten Zitaten läßt sich also schließen, daß jedem physischen und seelischen Objekt oder Wesen eine geistige Form vorausgegangen sein muß, da die ersteren ohne die geistige Urform nicht existieren könnten. Gegen diesen Grundsatz wird aber von Steiner selbst bereits bei der Beschreibung der Elemente- oder Elementarwesen verstoßen. So heißt es in GA 102, V.v. 16.5.1908:

            „Aber es gibt noch Wesenheiten, die nicht mehr für die physischen Sinne sichtbar sind, Wesenheiten, die Leib und Seele haben. Man nennt sie häufig in den verschiedenen geheimwissenschaftlichen Lehren Elementargeister. So ungeschickt wie möglich nennt man sie Elementargeister, weil das Wort etwas bezeichnet, was sie nicht haben, weil sie nämlich keinen Geist haben. Man nennt die Wesen, welche keinen Geist haben, besser Elementarwesen.“

            Wie wir oben von Steiner gelernt haben, sind alle astralen und physischen Dinge aus dem Geistigen verdichtet. Es kann somit Wesen geben, die ohne astralen und physischen Körper existieren, aber niemals solche ohne geistige Urform. Daraus folgt, daß auch Elementarwesen eine geistige Urform haben müssen, die Aussage von Steiner also unrichtig ist. Nach hermetischer Lehre besteht der Unterschied zwischen einem Elementewesen und dem Menschen nur darin, daß das Elementewesen nur ein geistiges Grundprinzip besitzt, während der Mensch vier bzw. fünf davon hat. Die Grundlagen der Elementewesen gehen auch deutlich hervor aus Kapitel VII in «Der Weg zum wahren Adepten», wo Bardon mehrere Methoden zur Schaffung von Elementarwesen beschreibt. Zum Unterschied von Mensch und Elementewesen schreibt Bardon in « Die Praxis der magischen Evokation» auf Seite 81:

            „Ein menschliches Wesen kann sich inkarnieren, wohingegen ein Elementewesen dies nicht von selbst tun kann. Der astrale Körper eines Elementewesens löst sich in sein Element auf, im Gegensatz zum menschlichen Astralkörper, der sich in alle vier Elemente zerlegt. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß durch den Tod das Elementewesen zu existieren aufhört, also einen sterblichen Geist besitzt. Der Mensch aber, der der Makrokosmos im Kleinen ist, da er nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen wurde, besitzt einen individuellen unsterblichen Geist. Durch besondere magische Praktik ist es wohl möglich, auch das Ein-Elementewesen zu einem Vier-Elementewesen umzubilden und ihm einen unsterblichen Geist einzuverleiben, aber einen derartigen Eingriff wird ein Magier nur höchst selten und niemals ohne triftigen Grund, den er der Göttlichen Vorsehung gegenüber zu verantworten hat, vornehmen.“

            Zu den von Steiner angeführten Wesensgliedern der Elementarwesen brauche ich wohl angesichts der genannten Tatsachen nicht Stellung zu nehmen. Bei den Darstellungen über die Entwicklung des Menschen im Zusammenhang mit den vier Verkörperungen der Erde ergeben sich ähnliche Unklarheiten. So schreibt Steiner in GA 13, S. 151-152:

            „Von den gegenwärtigen vier Gliedern (Physischer Leib, Lebensleib, Astralleib, Ich) der menschlichen Wesenheit ist der physische Leib der älteste. ... Dieser irdische physische Menschenleib kann in seiner Natur nur dadurch bestehen, daß er in Zusammenhang steht mit Lebensleib, Astralleib und Ich in der Art, wie dies in den vorangegangenen Teilen dieser Schrift geschildert worden ist. Ein derartiger Zusammenhang war auf dem Saturn noch nicht vorhanden. Damals machte der physische Leib seine erste Entwicklungsstufe durch, ohne daß ihm ein menschlicher Lebensleib, ein Astralleib oder ein Ich eingegliedert waren.“

            Wenn sich alles Physische aus Geistigem verdichtet hat, dann kann ein Physisches niemals ein ältestes oder erstes sein. Das erste oder älteste kann folgerichtig nur ein Geistiges sein. Diese Tatsache bleibt gültig, auch wenn der Mensch in der heutigen Form und Dichte zur Zeit der Saturnentwicklung noch nicht existiert hat. Es muß dem bis zur physischen Gesetzmäßigkeit verdichteten Wärmekörper eine astrale und geistige Form vorausgegangen sein. Es ist mir natürlich bewußt, daß dieser Vorgang komplizierter geworden ist dadurch, daß der Mensch aufhörte seinen physischen Körper allein aufzubauen und ihn von seinen Eltern zu übernehmen. Steiner versucht die Vollkommenheit des physischen Körpers im Verhältnis zum Mentalkörper oder Geist aus dem Alter abzuleiten, was aber wie gezeigt nicht möglich ist. Aus hermetischer Sicht hängt die Vollkommenheit des physischen Körpers damit zusammen, daß die Wesen der Hierarchie einen direkten Einfluß auf seine Organisation haben, während ihnen dieser direkte Einfluß bezüglich des menschlichen Geistes nicht erlaubt ist, womit zweifellos das Geheimnis der Freiheit verknüpft ist. Diese Zusammenhänge sind von großem Gewicht, weil damit das Verständnis für das Wirken der vier Elemente in den drei Welten verbunden ist.

            Nach hermetischer Auffassung müßte sich die Angelegenheit so abgespielt haben, daß während der Saturnentwicklung durch die entsprechenden Wesen der Hierarchie das geistige Urfeuer (Wille) zunächst verdichtet wurde zur Astralform (Willensseele) und dann weiter bis zum physischen Leib.

            Hier ist eine Unterscheidung zu machen, die von Steiner in GA 13, S. 159 treffend beschrieben wurde: „Man muß sich nun hüten, an die gegenwärtige physische Körperlichkeit des Menschen zu denken, wenn hier von ‘physischem Leibe’ die Rede ist. Man muß vielmehr sorgfältig unterscheiden zwischen physischem Leib und mineralischem Leib. Ein physischer Leib ist derjenige, welcher von den physischen Gesetzen beherrscht wird, die man gegenwärtig in dem Mineralreiche beobachtet. Der gegenwärtige physische Menschenleib ist nun nicht bloß von solchen physischen Gesetzen beherrscht, sondern er ist außerdem noch durchsetzt von mineralischem Stoffe. Von einem solchen physisch-mineralischem Leib kann auf dem Saturn noch nicht die Rede sein.“

            Das Wesen der Saturnentwicklung war also eine Art Feuer-Elementar, darstellend den ersten Baustein des heutigen Menschen. Den Bewußtseinszustand der Saturnentwicklung bezeichnet Steiner als Trancebewußtsein, woraus jedenfalls zu schließen ist, daß der von ihm beschriebene physische Menschenleib mit einer geistigen Urform verbunden war, denn ein physisches Ding allein kann ohne geistig astrale Grundlage nicht existieren und folglich auch kein Bewußtsein entwickeln.

            Während der Sonnenentwicklung der Erde wurde dem Feuer-Elementar das geistige Ur-Luftelement (Intellekt) hinzugefügt und dann über die astrale Form (Verstandesseele) bis zum Physischen verdichtet. Der Vorläufer des Menschen war somit herangewachsen zu einem Elementar aus Feuer und Luft.

            In der Mondentwicklung wurde dann dem Feuer-Luft-Elementar das geistige Ur-Wasserprinzip (Gefühl) hinzugefügt, um anschließend zusammen mit den bereits vorhandenen Grundlagen über die Astralform (Empfindungsseele) bis zum Physischen verdichtet zu werden. Der Menschenvorfahr bestand somit am Ende dieser Entwicklungsphase geistig aus Wille, Intellekt und Gefühl, astral aus Willensseele, Verstandesseele und Empfindungsseele und der physische Körper war verdichtet bis zum Wasserelement, bestehend aus Feuer, Luft und Wasser.

            Nachdem sich der Kosmos der Mondentwicklung in eine Weltennacht (Pralaya) zurückgezogen hatte, wurde dem geistigen Menschenvorfahr als Viertes das Ur-Prinzip der Erde hinzugefügt, welches die Grundlage bildet für die Entwicklung des Ich- oder Selbstbewußtseins. Als dann der Kosmos in den gegenwärtigen Weltentag (Manvantara) eintrat, da war der menschliche Geist in seinen Grundprinzipien komplett zusammengesetzt, analog dem Tetragrammaton. Die Eigenschaften und Kräfte der vier Grundprinzipien Wille, Intellekt, Gefühl und Bewußtsein entsprachen wohl dem, was oben als Grundeigenschaften der vier Elemente dargestellt wurde. Der heutige Mensch mit seinem Ich, seinen Charaktereigenschaften und Kräften hat sich dann nach und nach aus diesen Grundlagen heraus entwickelt. Durch den Abstieg des Geistes in die Materie konnte die Entwicklung des Ich- oder Selbstbewußtseins seinen Anfang nehmen. Der Weg der Ich-Entwicklung im Laufe der Wiederverkörperungen des menschlichen Geistes ist ja von Steiner sehr treffend und umfassend beschrieben worden. Seine diesbezüglichen Darstellungen können als ein Heilmittel gelten gegen jene Irrlehren, die das menschliche Ich als Illusion hinstellen. Auf den besonderen Wert des Ich hat Steiner sogar einmal in Verbindung mit dem Tetragrammaton hingewiesen, und zwar in GA 94, V.v.25.5.1906:

            „Durch dieses Ich, das durch nichts anderes ausgedrückt, mit nichts anderem vertauscht werden kann, erhebt sich der Mensch über alle anderen irdischen Wesen, über die Tierwelt und über die ganze Schöpfung. Und es ist das einzige, was ihn mit dem unendlichen Ich, mit Gott, verbindet. Das ist der Grund, warum im verborgenen Heiligtum der Hebräer der Ministrant an bestimmten Tagen zum Hohepriester sprach: Schem-Ham-Phoras, das heißt: Wie ist sein Name? – und der Hohepriester antwortete: Jod-He-Vau-He, oder in einem Wort: Jehova, was bedeutet: Gott, Natur und Mensch, oder: Das unaussprechliche menschlich-göttliche Ich.“

            Kein Wort wurde von Steiner darüber verloren, daß die Erklärung des Jod-He-Vau-He in der Kabbalah zu finden ist, denn ohne die Verbindung zum Tetragrammaton kann der Wert des menschlichen Ich nie sein wahres Gewicht erhalten. Dies beweist einmal mehr die wichtige Aufgabe der Lehren von Bardon. Obwohl die folgende Aufstellung die Verdichtung vom Geistigen bis zum Physischen nicht berücksichtigt, möchte ich sie dem Leser als Beispiel für den Gesichtspunkt von Steiner nicht vorenthalten. Sie findet sich in GA 122, V. v. 20.8.1910:


Saturn

Sonne

Mond

Erde

 

 

 

Leben

 

 

Schall

Schall

 

Licht

Licht

Licht

Wärme (Feuer)

Wärme

Wärme

Wärme

 

Luft

Luft

Luft

 

 

Wasser

Wasser

 

 

 

Erde

            In der Zusammenstellung auf Seite 16 habe ich die Grundlagen der Hermetik verbunden mit den theosophisch-anthroposophischen Lehren. Da die Grundbegriffe dort leicht zu überblicken sind, dürften meine Ausführungen zur Klarstellung ausreichen. Dies ist zwar auch bereits ein Vorgriff auf die nächsten Kapitel, aber unvermeidbar, wenn der Zusammenhang zwischen Mensch und Kosmos nicht verlorengehen soll.

            Auch für Psychologen, Ärzte und Heilpraktiker ist der Schlüssel der vier Elemente in jeder Hinsicht ein ideales Werkzeug. Wenn man weiß, daß die gesamte Psychologie bis heute keine ordentliche Charakterlehre besitzt, dann erst kann man den Wert des tetragrammatonischen Schlüssels richtig schätzen.

            In GA 313, V.v. 13.4.1921 hatte Steiner hingewiesen auf die Verwendung von Elektrizität und Magnetismus in der Medizin: „Und deshalb müssen wir in elektrischen und magnetischen Feldern ganz besondere Bekämpfer unrhythmischer menschlicher Vorgänge suchen, und es müßte sich eigentlich eine Therapie entwickeln, die ganz besonders darauf abzielt, zum Beispiel wenn eine starke Arhythmie oder ein starkes sonstiges Stören oder ein schwaches – beim schwachen sogar noch besser – im menschlichen rhythmischen System auftritt, einfach in einer größeren oder kleineren Entfernung, die man ausprobieren muß, einen starken Magneten nun nicht anzusetzen, aber in der Nähe des menschlichen Organismus zu halten.“

            Wie man sieht, ein durchaus moderner Ansatz zur Therapie. Es wäre nun erfreulich gewesen, wenn die inzwischen allgemein anerkannte Magnetfeldtherapie aus dieser Anregung von Steiner herausgewachsen wäre, was aber meines Wissens leider nicht der Fall war. Was mich als Hermetiker hierbei wundert, ist die Tatsache, daß Steiner die elektrischen und magnetischen Ströme nicht in seiner okkulten Physiologie besprochen hat. Bardon dagegen hat der modernen Medizin bereits dadurch Rechnung getragen, daß er in seiner okkulten Anatomie den Körper ausschließlich in bezug auf die elektromagnetischen Felder beschrieben hat. Hier ein Auszug («Adepten», S. 30-31):

            „Der Kopf: Der Vorderteil ist elektrisch, der Hinterkopf magnetisch. Die rechte Seite magnetisch, die linke elektrisch, das Innere elektrisch. Die Augen: Vorderteil neutral, ebenso der rückwärtige Teil. Die rechte und linke Seite elektrisch, das Innere magnetisch. Die Ohren: Vorderteil und Hinterteil neutral, rechte Seite magnetisch, linke Seite elektrisch, das Innere neutral. Mund und Zunge: Vorderteil und Hinterteil neutral. Rechte und linke Seite neutral, das Innere magnetisch. Der Hals: Vorderteil und Hinterteil magnetisch, rechte Seite magnetisch, linke Seite elektrisch, das Innere elektrisch.“

            In tausend Jahren werden vielleicht die ersten Heiler ihre Angst vor der Magie überwunden haben und diese Lehren dann zum Segen der Menschheit anwenden. Bardon hatte die Natur-Heilkunst immerhin so weit entwickelt, daß er den Krebs bis zum zweiten Stadium ausheilen konnte, natürlich ohne Stahl, Strahl und Chemie. Das war für die Kollegen von der Schulmedizin natürlich zuviel, deshalb sind seine Rezepte jetzt auch bei der Polizei in sicherem Gewahrsam.




Grundlagen zur Geburt der vier Elemente und den Erdinkarnationen

Gott – Akasha – Makrokosmos

Tetragrammaton

Ur-Elemente

Jod

Feuer

He

Luft

Vau

Wasser

He

Erde

Hierarchie


Elementewesen

Sonne,

Mars

Salamander

Jupiter,

Merkur

Sylphen

Mond,

Venus

Undinen

Saturn


Gnomen

Erdinkarnationen (n. Steiner)

Saturn

Sonne

Mond

Erde

Bewußtseinszustände des Menschen

nach Steiner

Trancebewußtsein

Tiefschlafbewußtsein

Traumbewußtsein

Wachbewußtsein, Gegenstandsbewußtsein

 

Mensch —

Mikrokosmos

 

 

Geist - Mentalkörper

Mentalmatrize (n. Bardon)

Wille

Intellekt

Gefühl

Ich-Bewußtsein

Seele-Astralkörper

Astralmatrize (n. Bardon)

(Lebensleib, n. Steiner)

Willensseele


Verstandesseele


Empfindungsseele


Bewußtseinsseele


Physischer Körper

Feuer

Luft

Wasser

Erde



  Adresse: franz-bardon.com