MacArthur: 
Die Schlacht der Lügen
Start / Home
  Adresse: geheimpolitik.de

John R. MacArthur:
Die Schlacht der Lügen - (Second Front. Censsorship and Propaganda in the Gulf War)
München 1993

*

S. 165:

Für Veteranen, die mit ihm den Krieg überlebt haben, war es nach Fussells Meinung weder überraschend, daß von einem Schiff der US-Marine aus im Juli 1988 unbeabsichtigt eine iranische Linienmaschine abgeschossen wurde, wobei zweihundertneunzig unschuldige Menschen getötet wurden. Noch würden sie schockiert sein über den außerordentlich hohen Anteil von Amerikanern, die während des Golfkriegs von der eigenen Seite getroffen wurden: dreiundzwanzig Prozent der Toten und fünfzehn Prozent der Verwundeten.*


Von den hundertachtundvierzig gefallenen US-Soldaten wurden fünfunddreißig durch Beschuß von der eigenen Seite getötet. Von vierhundertsiebenundsechzig Verwundeten wurden zweiundsiebzig durch die eigene Seite verletzt.

*

S. 183:

Ein anderer Offizier wird von Gellman mit der Bemerkung zitiert, das ‘stragische’ Bombardement ziele auf ‘all die Dinge, die die Selbsterhaltung eines Landes gewährleisten’.

*

S. 269f:

1. Einer finstersten Aspekte der Golfkriegs-Zensur die absichtliche Verdunkelung der irakischen Verlustzahlen durch die Regierung. ...

Greenpeace schätzte, daß 2500 bis 3500 unmittelbar durch die Bombardierung getötet wurden. Weiter ging Alexander Cockburn von >The Nation<, der aufgrund von Angaben seines Bruders, Patrick Cockburn vom Londoner >Independent<, 4500 zivile Opfer annahm. Caryle Murphy von der <Washington Post< zitierte am 23. Juni eine »erste Schätzung irakischer Stellen« von 7000 zivilen Toten durch die Bombardierung. Simpson nannte »inoffizielle Schätzungen« in Bagdad von 2000, und Middle East Watch setzte die »Obergrenze« der zivilen Todesopfer mit 2500 bis 3000 an. Der Schauplatz ziviler Todesfälle, der sich den Fernsehzuschauern am stärksten einprägte (wiederum, weil er am sichtbarsten war), war der Amiriya-Schutzbunker in Bagdad, dessen Bombardierung durch amerikanische Flugzeuge am 13. Februar 200 bis 500 Menschen das Leben kostete - ein Bruchteil der insgesamt getöteten Zivilisten.

          Erschreckender war, was eine Gruppe von Harvard-Forschern, die sich selbst als International Study Team bezeichnete, in einer Untersuchung über die »indirekten Folgen« der alliierten Bombardements herausfand. In ihrem Bericht, der im Oktober 1991 veröffentlicht wurde, war die Rede von rund 40000 Kindern unter fünf Jahren, die von Januar bis August 1991 an einer' Kombination von Krankheiten und Unterernährung gestorben waren, bedingt durch das Wirtschaftsembargo der Vereinten Nationen und die Zerstörung von Kraftwerken durch die Alliierten, mit der Folge, daß die Wasseraufbereitung und die Abwasserklärung unmöglich wurde. Nach Kriegsende erklärte Greenpeace, täglich flössen zwanzig- bis dreißigtausend Kubikmeter ungeklärter Abwässer in den Tigris.

          2. Ich fragte den Herausgeber von Times Inc. Magazines, Jason McManus, was Henry Luce nach seiner Meinung getan hätte, vorausgesetzt, er wäre gegen die Zensurpolitik der Regierung gewesen. McManus meinte, Luce hätte sich die Umstände mit Handlangern wie Williams und Cheney geschenkt und Bush persönlich angerufen, um sich zu beschweren.

          »Er wäre mit dem Anruf bestimmt durchgekommen«, sagte McManus. »Und er hätte dem Präsidenten erklärt: >Auf diese Art kann man keinen Krieg und keine Eisenbahn führen.< Er hätte sich bereit erklärt, vorbeizukommen und die Sache zu besprechen. Wahrscheinlich hätte es eine lebhafte Diskussion gegeben - das war seine Stärke. Er hat mit Kennedy, Eisenhower und früheren Präsidenten durchaus gestritten ... Luce hätte es als ein Problem der Bürgerfreiheit und der öffentlichen Debatte aufgefaßt ... Er hätte gesagt: >Herr Präsident, wir sind beide bedeutende Amerikaner, die sich wegen dieses Krieges Sorgen machen. Ich glaube an diesen Krieg. Das wissen Sie, Herr Präsident ... Haben Sie sich gut überlegt, wohin diese Politik führt?«

          Hätte Bush sich den dringenden Bitten von Luce verschlossen, hätte Luce vor der Wahl gestanden, vor der Time Warner im Golfkrieg stand: Boykott oder Kooperation, meinte McManus. Zu der Möglichkeit eines Boykotts sagte er: »Die Journalisten hätten ihm wohl erzählt: >Eine schöne Geste, gewiß, aber es könnte uns wirklich unseren Job kosten.<«

-270-